Eine
Insel und ein Berg — Ich habe die Insel Pico tageweise besucht. Von meiner Unterkunft in
Horta auf Faial dauerte die Anreise mit der Fähre nur eine halbe Stunde. Die Insel wird komplett vom
gleichnamigen Berg beherrscht. Der Pico Grande mit Piquinho misst 2351 m und ist zugleich
Portugals höchster Berg. Diese Herausforderung hatte ich mir als krönenden Abschluss meiner
Azorenreise vorgenommen. Die Nacht zuvor hatte ich allerdings etwas unruhig geschlafen.
Wahrscheinlich lag es an den Beschreibungen in den Wanderführern, in denen es u.a. heißt:
»Schwierig und sehr anstrengend – Außerdem empfiehlt es sich einen Führer mitzunehmen
– Betonpfosten die der Markierung dienen sind teilweise abgebrochen und nicht mehr zu
sehen...« Und was sagte noch mal die Frau vom Fremdenverkehrsamt in Horta? »You need to
take a guide – Many people went up and they never came back...« Also gut, 1200
Höhenmeter zu überwinden ist anstrengend, aber alles andere ist reine Panikmache. Der Pfad ist
von unten bis oben ausgetreten und es gibt nirgendwo ausgesetzte Stellen. Außerdem wurden die
besagten Betonpfosten im letzen Sommer durch weiß-schwarze mit Reflektoren bestückten Pfosten
ersetzt. Das sind diese Pfählchen, die bei uns alle 40 Meter an der Autobahn stehen. Ich sage nur
so, wenn man über Bergerfahrung und Kondition verfügt, ist die Besteigung des Pico Grande
problemlos. Nur wenn man den Piquinho noch mitnehmen will, muss man ein bisschen kraxeln. Die
Belohnung für die Strapaze ist eine einmalige Sicht auf die umringenden Inseln und in die Weite
des Atlantiks.
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